Leserfrage – „Der Laden gehört einem meiner Freunde.“ (Genitivus partitivus)

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Neulich habe ich folgende Frage eines Lesers beantwortet, die bestimmt auch für euch interessant ist. (Die Frage habe ich grammatisch etwas korrigiert):

„[..]ich möchte Ihre Hilfe bei einem Satz, den ich in einem Buch gelesen habe. Der Satz ist so: ”Dieser Laden gehört einem unserer Freunde”. Hier ist ”Freunde” Plural, aber warum nicht Singular “Freund”, weil “einem” und ” unserer” doch Singular Maskulin ist? [..]

Was meinen Leser irritiert ist, dass das Nomen im Plural steht, aber der unbestimmte Artikel (ein-) im Singular.

Das Problem ist, dass “einem” hier kein unbestimmter Artikel zu dem Nomen “Freund” ist, sondern ein Indefinitpronomen mit einem so genannten Genitivus partitivus. Ich vermute mal, dass ihr nicht unbedingt wisst, was das ist, aber durch die folgenden Beispiele wird es vielleicht klar.

Beispiele: Indefinitpronomen im Nominativ und Genitivus partitivus
Paul ist einer meiner Freunde. (=Paul ist einer von meinen Freunden.)
Laura ist eine meiner Freundinnen. (=Laura ist eine von meinen Freundinnen.)
Das ist ein(e)s meiner Autos. (=Das ist ein(e)s von meinem Autos.)

In den Beispielen könnt ihr sehen, dass sich das Indefinitpronomen (ein-) auf den Singular (!) des Genitivs (mein- + Plural) bezieht.

Beispiele: Indefinitpronomen im Nominativ
einer meiner Freunde: der Freund = einer
eine meiner Freundinnen: die Freundin – eine
ein(e)s meiner Autos: das Auto – ein(e)s

Und es kommt noch besser. ;-) Das Indefinitpronomen (einer, eine, eines) steht hier im Nominativ, weil das Verb (sein) eine Nominativergänzung braucht. Bei dem Beispiel meines Lesers steht das Indefinitpronomen im Dativ, weil das Verb (gehören) eine Dativergänzung braucht.

Beispiele: Indefinitpronomen im Dativ und Genitivus partitivus
Der Laden gehört einem meiner Freunde.
Der Laden gehört einer meiner Freundinnen.
Der Laden gehört einem meiner Kinder.

Ihr seht, dass sich das Indefinitpronomen (ein-) wieder auf den Singular (!) des Genitivus partitivus bezieht, nur dieses Mal im Dativ steht.

Beispiele: Indefinitpronomen im Dativ
einem meiner Freunde: der Freund = einem
einer meiner Freundinnen: die Freundin = einer
ein(e)m meiner Kinder: das Kind = ein(e)m

Und natürlich kann das Indefinitpronomen auch im Akkusativ stehen:

Beispiele: Indefinitpronomen im Akkusativ
In Berlin besuche ich einen meiner Freunde.
In Berlin besuche ich eine meiner Freundinnen.
In Berlin besuche ich ein(e)s meiner Kinder.

Welche Fragen meiner Leser ich sonst noch beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren:

Leserfragen – Deutsche Grammatik 2.0