Der Dativ stellt ein besonderes Problem dar, weil er unterschiedliche Bedeutung hat.
Der Dativ bei zweistelligen Verben
Dativ als direktes Objekt
Bei zweistelligen Verben mit Dativ entspricht der Dativ einem direkten Objekt, das normalerweise durch Akkusativ ausgedrückt wird.
Beispiele: Dativ als direktes Objekt
begegnen: Ich bin dieser Frau früher schon einmal begegnet.
gehorchen: Die Kinder müssen dem Lehrer gehorchen.
widersprechen: Der Sohn widerspricht seinem Vater.
Dativ als logisches Subjekt
Bei einigen Verben mit Dativ kann im Nominativ keine Person stehen. Bei diesen Verben erscheint der Dativ häufig als das „logischere Subjekt“. Das heißt der Satz ist leichter zu verstehen, wenn man ein anderes Verb benutzt, bei dem die Person im Nominativ steht.
Beispiele: Verb mit Dativ – anderes Verb
passieren: Mir ist ein Unfall passiert. – Ich hatte einen Unfall.
bleiben: Mir bleibt noch eine Chance. – Ich habe noch eine Chance.
gelingen: Der Kuchen gelingt mir nie. – Ich kann nicht gut Kuchen backen.
schmecken: Gemüse schmeckt mir. – Ich mag Gemüse.
gehören: Das Auto gehört mir. – Ich besitze das Auto.
Das gilt auch z. B. für das Verb gefallen, auch wenn hier eine Person im Nominativ stehen kann.
Beispiel: gefallen: Verb mit Dativ – anderes Verb
Das Buch gefällt mir. – Ich finde das Buch gut.
Meine Nachbarin gefällt mir. – Ich finde meine Nachbarin hübsch.
Der Dativ bei dreistelligen Verben
Direktionale Bedeutung
Bei dreistelligen Verben kann der Dativ direktionale Bedeutung „(hin) zu“ haben, die manchmal – aber nicht immer – auch durch eine Präposition ausgedrückt werden kann.
Beispiele: Verb mit Dativ (direktionale Bedeutung) – Verb mit Präposition
schreiben: Ich schreibe meinem Vater einen Brief. – Ich schreibe einen Brief an meinen Vater.
schicken: Ich schicke meinem Freund ein Paket. – Ich schicke ein Paket an meinen Freund.
zeigen: Ich zeige meiner Mutter die Stadt. – (–)
geben: Ich gebe meinem Bruder das Geld. – (–)
Possessive Bedeutung
Einige Dative haben possessive Bedeutung. Sie können durch ein Possessivpronomen oder durch einen attributiven Genitiv ersetzt werden.
Beispiele: Verb mit Dativ (possessive Bedeutung) – attributiver Genitiv
schmerzen: Dem Kranken schmerzt das Bein. – Das Bein des Kranken schmerzt.
kürzen Der Chef kürzt den Arbeitern die Löhne. – Der Chef kürzt die Löhne der Arbeiter.
Bei manchen von diesen Verben könnte man den Dativ auch direktional mit der Bedeutung „(weg) von“ verstehen.
Beispiel: stehlen
Verb mit Dativ: Die Diebe haben dem Mann den Geldbeutel gestohlen.
possessiv: Die Diebe haben den Geldbeutel des Mannes gestohlen.
direktional: Die Dieb haben den Geldbeutel von dem Mann gestohlen.
Bedeutung „für“
Der Dativ kann auch die Bedeutung der Präposition für haben.
Beispiele: Verb mit Dativ – für
bauen: Ich baue meiner Mutter ein Haus. – Ich baue ein Haus für meine Mutter.
kaufen: Ich kaufe meiner Mutter ein Auto. – Ich kaufe ein Auto für meine Mutter.
Liste: Die Bedeutung des Dativs
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