In einem Kommentar hat mir Nadja die folgende Frage gestellt:
„Hallo! Ich habe eine Frage und zwar: „Ein Clip, in dem Michael Schumachers Skiunfall zu sehen sein soll.“ Wie kann ich jemandem erklären, wieso hier ein “zu” steht? Eigentlich gibt es hier ein Modalverb (sollen).“
Nadia wundert sich, warum in ihrem Beispielsatz ein Modalverb (sollen) und ein Infinitiv (sehen) mit „zu“ steht, denn normalerweise werden Modalverben nur mit Infinitiv benützt. So wie in diesem Beispiel:
Beispiel:
In einem Video-Clip kann man den Skiunfall von Michael Schumacher sehen.
Was Nadia nicht weiß oder übersehen hat, ist, dass “sein zu” hier eine so genannte Passiversatzform ist. Die Passiversatzform entspricht einem Passivsatz mit Modalverb. Ein vereinfachtes Beispiel:
Beispiel:
Passiversatz: Der Unfall ist zu sehen.
=Passiv: Der Unfall kann gesehen werden.
=Aktiv: Man kann den Unfall sehen.
Kompliziert wird die Sache hier dadurch dass man auch die Passiversatzform wiederum mit Modalverb benützen kann. Das würde dann einem Passivsatz mit zwei Modalverben, was zwar nicht gerade elegant ist, aber theoretisch möglich ist.
Beispiel:
Passiversatz mit Modalverb: Der Unfall soll zu sehen sein.
=Passiv mit zwei Modalverben: Der Unfall soll gesehen werden können.
=Aktiv: Man soll den Unfall sehen können.
Zusätzlich wird das Verständnis des Satzes dadurch erschwert, dass das Modalverb in diesem Beispiel auch noch subjektiv gebraucht wird. Das bedeutet, dass es sich hier (möglicherweise) nicht um eine Tatsache, sondern um eine Behauptung von irgendjemandem handelt.
Beispiel:
Passiversatz mit Modalverb: Der Unfall soll in dem Clip zu sehen sein.
Bedeutung: Jemand behauptet, dass der Unfall in dem Film zu sehen ist. (Aber der Sprecher ist sich nicht sicher, ob das stimmt. …)
Welche Fragen meiner Leser ich schon beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren: