Leserfrage: „Was ist der Unterschied zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II?“

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Konjunktiv I und Konjunktiv II – wenn man die Bezeichnungen dieser beiden Grammatikformen hört, dann klingt das zuerst einmal nicht nach einem großen Unterschied.

Und tatsächlich sind die beiden Konjunktive in ihrer Bedeutung verwandt, denn sie beschreiben ein gewisses Maß an Unwirklichkeit (Nichtrealität).

Im Gebrauch unterscheiden sich die beiden Konjunktive aber doch deutlich.

Konjunktiv II = Irrealität (Nichtwirklichkeit)

Der Konjunktiv II wird verwendet, um verschiedene Arten von Nichtrealität (Unwirklichkeit, Irrealität) auszudrücken (z. B. Wünsche, irreale Bedingungen, irreale Vergleiche, etc.).

Der Konjunktiv II wird auch als Irrealis bezeichnet (von Lateinisch: irreal = nicht real, nicht wirklich) und kann deshalb auch als Gegenstück zum Indikativ (lateinisch: Realis) angesehen werden, der Vorgänge beschreibt, die wirklich passieren bzw. passiert sind.

Beispiele: Gebrauch des Konjunktivs II
Realität (Indikativ) – Nichtrealität (Konjunktiv II)
Ich habe kein Geld – Ich hätte gern mehr Geld. (Wunsch)
Ich kaufe kein Auto – Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich mir ein neues Auto kaufen. (irreale Bedingung)
Du warst n i c h t im Urlaub – Du siehst aus, als ob du im Urlaub gewesen wär(e)st. (irrealer Vergleich)

Zum Gebrauch des Konjunktivs II siehe ausführlicher im Kapitel: Der Gebrauch des Konjunktivs II

Konjunktiv I = Indirekte Rede

Der Konjunktiv I wird im heutigen Deutsch fast ausschließlich dazu verwendet, als Stilmittel eine sogenannte indirekte Rede zu markieren.

Indirekte Rede bedeutet, dass die Aussage einer Person von einer anderen Person wiedergegeben wird.

Beispiel: direkte Rede vs. indirekte Rede
Peter: „Ich bin fertig.“ (direkte Rede)
Peter sagt, er sei fertig. (indirekte Rede)

Der Konjunktiv I wird hauptsächlich von professionellen Schreibern (Journalisten, Schriftsteller) in der geschriebenen Sprache – und auch dort längst nicht immer konsequent – verwendet.

Zum Gebrauch des Konjunktivs I siehe ausführlicher im Kapitel: Die indirekte Rede – Einführung

Für Deutschlerner

Die gute Nachricht für (die meisten) Deutschlerner: Da der Konjunktiv I im Wesentlichen ein Stilmittel für fortgeschrittene Muttersprachler ist, reicht es, wenn ihr zuerst einmal den Konjunktiv II beherrscht.

Den Konjunktiv I könnt ihr dann immer noch lernen, wenn ihr das Gefühl habt, dass euch in eurem Leben etwas Wichtiges fehlt. ;)

Diese gute Nachricht gilt allerdings nicht für alle diejenigen unter euch, die die sogenannte DSH-Prüfung für den Hochschulzugang in Deutschland schreiben möchten/müssen, denn in dieser Deutschpüfung kommt die Umformung von direkter Rede in die indirekte Rede noch häufig als Teil der Grammatikprüfung vor.