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Leserfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen Relativsätzen und weiterführenden Relativsätzen?

Die Frage, ob es einen Unterschied zwischen weiterführenden Relativsätzen und „normalen“ Relativsätzen gibt, wurde mir von einer Leserin per Email gestellt.

Zunächst einmal sind natürlich alles Relativsätze, das sagt ja schon der Name. Auf der anderen Seite muss es zumindest einen kleinen Unterschied geben, sonst würde man weiterführenden Relativsätzen ja keinen speziellen Namen geben.

Relativsätze

Der Unterschied besteht darin, dass sich „normale“ Relativsätze auf ein Nomen (Substantiv), das sogenannte Bezugsnomen beziehen. Normale Relativsätze sind also ein Attribut zum Bezugsnomen.

Beispiel: Relativsatz – Bezugswort
Das ist der Mann, der neben mir wohnt.

Weiterführende Relativsätze

Weiterführende Relativsätze beziehen sich auf einen vorhergehenden ganzen Satz, nicht auf ein einzelnes Bezugsnomen.

Deshalb sind weiterführende Relativsätze keine Attributsätze. Deswegen habe ich sie in meiner Grammatik auch als „nicht-attributive“ Relativsätze bezeichnet. Und das ist der Unterschied zu den normalen Relativsätzen.

Beispiel: weiterführender Relativsatz – Bezugssatz
Meine Großmutter hat einen armen Mann geheiratet, was ihr Vater nie verstanden hat.

Mehr zu nicht-attributiven (weiterführenden) Relativsätzen:

nicht-attributive Relativsätze

Zur Hauptseite des Kapitels Relativsätze:

Der Relativsatz

Welche Fragen meiner Leser ich sonst noch beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren:

Leserfragen – Deutsche Grammatik 2.0

Leserfrage – „Ist das Nomen „die Eltern“ feminin oder neutral?“

Manchmal ist das größte Problem eines Lehrers eine Frage überhaupt zu verstehen. So erging es auch mir neulich als ich in einem Kommentar zu der Grammatikseite „Das Genus (der Artikel)“ die folgende Frage gelesen habe:

„die Eltern – ist das weiblich oder neutrum?“

Natürlich ist „die Eltern“ eine Pluralform und entsprechend habe ich auch auf die Frage geantwortet:

„Das ist Plural. Im Plural gibt es keine Genusunterscheidung, also keinen Unterschied zwischen der, die, das bzw. maskulin, feminin, neutral wie im Singular.“

Trotzdem hat mich die Frage weiter beschäftigt, weil mir nicht klar, warum man diese scheinbar ganz einfache Frage überhaupt stellen kann. Jeder der überhaupt eine Frage auf Deutsch stellen kann, müsste eigentlich schon einmal gehört haben, dass es im Plural nur einen Artikel nämlich „die“ gibt.

Irgendwann habe ich dann aber verstanden, wie die Frage wirklich gemeint ist. Denn schließlich haben Nomen, die im Plural stehen, normalerweise trotzdem ein Genus. Auch wenn man es nicht sehen kann, weiß man, dass der Plural „die Männer“ von der „der Mann“ kommt und deshalb das Nomen „Mann“ maskulin ist. Und natürlich weiß man auch, dass „die Kinder“ von „das Kind“ kommt, also das Nomen „Kind“ neutral ist, usw.

Was ist also mit „die Eltern“, das müsste doch auch feminin, maskulin oder neutral sein oder nicht? Das ist aber nicht der Fall, denn „die Eltern“ ist ein Wort, das nur im Plural vorkommt. Lateinisch nennt man so ein Wort ein Pluraletantum. Und da es nur im Plural vorkommt, hat es im Gegensatz zu den meisten deutschen Nomina auch kein Genus, nicht einmal ein verstecktes. Es ist also tasächlich weder feminin, noch maskulin, noch neutral, sondern einfach „Plural“.

Natürlich gibt es in der deutschen Sprache noch mehr „Pluraliatantum“. (Das ist der Plural von Pluraletantum.) Einige davon werdet ihr sicher kennen. Zu den Pluraliatantum gehören z. B.: die Ferien, die Leute, die Kosten, die Einkünfte. Auch einige Namen für Krankheiten kommen nur im Plural vor, z. B.: die Masern, die Pocken.

Und dann gibt es natürlich auch Nomen, die nur im Singular vorkommen (Singulariatantum). Die heißen Singularwörter oder auf Lateinisch Singulariatantum (Plural von Singularetantum). Aber das ist ein anderes Thema….

Gelegentlich werde ich auch in der Deutschen Grammatik 2.0 die vielen Besonderheiten beim Singular und beim Plural etwas systematsicher beschreiben….

Welche Fragen meiner Leser ich sonst noch beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren:

Leserfragen – Deutsche Grammatik 2.0