Die Verkürzung eines dass-Satzes zu einem Infinitivsatz ist bei vielen, aber nicht bei allen dass-Sätzen (mit einem identischen Bezugswort im Hauptsatz) möglich.
Die Möglichkeit der Verkürzung ist vom Verb abhängig. Etwas unübersichtlich ist die Situation bei Verben des Sagens, des Meinens und der Wahrnehmung.
Verben des Sagens mit Infinitivsatz
Bei Verben mit der folgenden Bedeutung ist z. B. ein Infinitivsatz als verkürzter dass-Satz möglich:
1. „sagen“ (1) [etwas von sich/über sich sagen]: bedauern, bekennen, bereuen, sich erinnern, erklären, gestehen, leugnen
Beispiel: leugnen
Er leugnet, dass er ihn kennt.
Er leugnet ihn zu kennen.
2. „sagen“ (2) [zu jemand etwas sagen]: befehlen, bitten, empfehlen, erlauben, ermahnen, raten
Beispiel: raten
Der Vater erlaubt seiner Tochter, dass sie zu der Party geht.
Der Vater erlaubt seiner Tochter zu der Party zu gehen.
3. „meinen“: behaupten, denken, glauben, meinen, vermuten, versichern
Beispiel:
Der Zeuge meint, dass er den Einbrecher gesehen hat.
Der Zeuge meint den Einbrecher gesehen zu haben.
Verben des Sagens ohne Infinitivsatz
Bei Verben mit der folgenden Bedeutung ist z. B. kein Infinitivsatz möglich:
1. „sagen“ (3) [indirekte Rede]: sagen, erzählen, antworten, berichten
Beispiel: erzählen
Er erzählt, dass er in Afrika Elefanten gesehen hat.
(Infinitivsatz nicht möglich)
2. „Wahrnehmung“: bemerken, beobachten, erfahren, erkennen, entdecken, feststellen, fühlen, hören, merken, riechen, sehen, schmecken
Beispiel: hören
Er hat gehört, dass er die Prüfung wiederholen kann.
(Infinitivsatz nicht möglich)
3. Außerdem: geschehen, passieren, wissen, stimmen
Beispiel: wissen
Er weiß, dass er nur noch eine Chance hat.
(Infinitivsatz nicht möglich)
Verben, die standardsprachlich nur mit Infinitivsatz verwendet werden
Einige Verben werden standardsprachlich nur mit Infinitivsatz benützt, z. B. Verben mit der Bedeutung „planen“.
1. „planen“: planen, beabsichtigen, versuchen, vorhaben*
Beispiel:
Er plant nächstes Jahr nach Brasilien zu reisen.
(dass-Satz nicht standardsprachlich)
2. Außerdem: aufhören
In der Umgangssprache werden diese Verben allerdings auch mit dass benützt.
Verben, die eine feste Verbindung mit einem Infinitivsatz eingehen
Wenige Verben gehen ähnlich wie bei Verben mit Präposition eine feste Verbindung mit einem Infinitivsatz ein. Sie können in einer bestimmten Bedeutung nur mit einem Infinitivsatz verwendet werden. Ohne Infinitivsatz ändert sich die Bedeutung.
Zu diesen Verben gehören z.B.: pflegen zu, drohen zu, scheinen zu, werden zu, brauchen zu.
Diese Verben werden auch als Modalitätsverben bezeichnet. (Zu Modalitätsverben siehe ausführlich: Modalitätsverben)
Beispiel: scheinen zu
Er schien keine Lust zu haben.
Beachte den Bedeutungsunterschied zum Verb scheinen (mit anderer Ergänzungsstruktur)
Beispiel: scheinen zu
scheinen zu: Er schien keine Lust zu haben.
scheinen: Die Sonne scheint. (=andere Bedeutung!)
Zurück zum Kapitel: Nebensätze als Ergänzung
Zum Inhaltsverzeichnis – Deutsche Grammatik 2.0