Beziehungsweise – Bedeutung und Gebrauch

Bedeutung und Gebrauch von  beziehungsweise

Beziehungsweise hat verschiedene Bedeutungen:

1. Beziehungsweise wird verwendet, wenn zwei verschiedenen Substantiven zwei verschiedene Informationen zugeordnet werden sollen.

Beispiel 1: beziehungsweise
Auf dem Markt sind heute Tomaten und Kartoffeln im Sonderangebot. Sie kosten 3 Euro bzw. 2 Euro das Kilo.
=Die Tomaten kosten 3 Euro und die Kartoffeln 2 Euro das Kilo.

Beispiel 2: beziehungsweise
Unsere Nachbarn haben einen Sohn und eine Tochter. Sie sind zwölf bzw. vierzehn Jahre alt.
=Der Sohn  ist zwölf Jahre alt und die Tochter ist vierzehn Jahre alt.

2. Beziehungsweise wird auch mit der Bedeutung „genauer gesagt“, „oder vielmehr“ gebraucht.

Beispiel:
Ich komme aus Stuttgart bzw. einer kleinen Stadt in der Nähe von Stuttgart.
=Ich komme aus Stuttgart genauer gesagt aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Stuttgart.
=Ich komme aus Stuttgart oder vielmehr aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Stuttgart.

3. Umgangssprachlich wird beziehungsweise auch häufig als Synonym für oder/und verwendet, was eigentlich nicht ganz korrekt ist.

Beispiel: aus einer Stellenanzeige
Wir suchen eine Bewerberin bzw. einen Bewerber mit sehr guten Englischkenntnissen.
=Wir suchen eine Bewerberin oder einen Bewerber mit sehr guten Englischkenntnissen.

Zu oder siehe:

Satzverbindung mit oder
Varianten von oder

Variante: respektive

Eine gehobene Variante von beziehungsweise ist respektive.

Beispiel: respektive = beziehungsweise
Der Staatsanwalt forderte Strafen von fünf respektive dreieinhalb Jahren für den Angeklagten und seinen Komplizen.
=Der Staatsanwalt forderte Strafen von fünf beziehungsweise dreieinhalb Jahren für den Angeklagten und seinen Komplizen.
=Der Staatsanwalt forderte Strafen von fünf Jahren für den Angeklagten und von dreieinhalb Jahren für seinen Komplizen.

Abkürzung bzw.

Beziehungsweise wird bzw. abgekürzt. Respektive wird resp. abgekürzt.

Kommasetzung bei beziehungsweise

Mit Hilfe von beziehungsweise verbindet man meist innerhalb eines Satzteils (einer Ergänzung) zwei Wörter oder Wortgruppen. Deshalb steht vor beziehungsweise normalerweise kein Komma. Dies gilt auch für die Synonyme von beziehungsweise (s.o.).

Dass mit bzw. zwei (Haupt)sätze verbunden werden, kommt sehr selten vor. Für Deutschlerner dürfte die Frage deshalb irrelevant sein. Ein guter Grund auf externe Quellen zu verweisen. ;) Siehe dazu z. B.:

Kommasetzung bei bzw. | Gesellschaft für deutsche Sprache

Leserfrage: zwei Glas oder zwei Gläser Wein, Bier, Schnaps, etc

Eine Frage, die typischerweise deutsche Muttersprachler beschäftigt, die aber offensichtlich auch fortgeschrittene Deutschlerner interessiert, denn ein Leser hat mir diese Frage gestellt:

„Was ist korrekt? Ich habe zwei Glas Wein getrunken oder ich habe zwei Gläser Wein getrunken.“

Es geht also um die Frage, ob Glas im Singular oder im Plural stehen muss. Die kurze Antwort ist: Kommt darauf an. .. ;)

Die Theorie ..

Theoretisch ist der korrekte Gebrauch von Singular oder Plural davon abhängig, ob Glas eine Mengenangabe sein soll oder sich auf einen Gegenstand bezieht.

Bei einer Mengenangabe fungiert das Wort Glas als Wort, mit dem man die getrunkene Menge zählt, also in unserem Beispiel den Wein, weil man Stoff- oder Materialbezeichnungen nicht direkt zählen kann.  (siehe dazu ausführlicher: Nicht zählbare Nomen – Deutsche Grammatik 2.0).

Als Mengenangabe steht Glas im Singular.

Beispiel: Glas = Mengenangabe => Singular
Ich habe gestern Abend fünf Glas Wein getrunken. Deshalb habe ich heute Kopfschmerzen.

Wenn sich das Wort Glas auf  die Gläser selbst bezieht, also einen Gegenstand, dann steht der Plural.

Beispiel: Glas = Gegenstand => Plural
„Die drei Gläser Wein sind für Tisch 5 und die vier Gläser Bier für Tisch 7.“

Weiteres Beispiele:
Wir haben drei Sack Zement bestellt. (der Sack)

Merke also:
Mengenangabe => Singular
Gegenstand => Plural

.. und die Praxis

Soweit die Theorie. ;) In der Praxis wird dieser Unterschied m.E. eher wenig beachtet, da er auch nicht besonders relevant ist, weil so oder so jeder versteht, was gemeint ist.

Ich habe dazu keine wissenschaftliche Untersuchung angestellt, aber gefühlt würde ich behaupten, dass der Plural als Mengenangabe in der Praxis genauso häufig benutzt wird.

Das liegt vermutlich auch daran, dass dieses Problem nur bei wenigen maskulinen und neutralen Substantiven auftritt.

Bei femininen Substantiven wird sowieso immer der Plural benützt. Und im unbewussten Sprachgebrauch neigen Sprecher zu Analogbildungen.

Beispiel: feminine Substantive = immer Plural
Wir haben gestern Abend zwei Flaschen Wein getrunken. (die Flasche)
Ich habe gestern Abend fünf Tassen Tee getrunken. (die Tasse)
Mein Freund trinkt jeden Tag zwei Kannen Kaffee. (die Kanne)

Und in der gesprochenen Sprache wird außerdem oft die Präposition mit ergänzt.

Beispiel: Glas = Gegenstand => Plural
„Die drei Gläser mit Wein sind für Tisch 5 und die vier Gläser mit Bier für Tisch 7.“

Adjektiv, Adverb, Attribut – Was ist der Unterschied?

Die Frage nach dem Unterschied zwischen Adjektiv, Adverb und Attribut führt teilweise auch bei deutschen Muttersprachler(inne)n zu Verwirrung. Wie ihr gleich sehen werdet, gibt es dafür gute Gründe.

Was ist ein Adjektiv?

Als Adjektive bezeichnet man Wörter wie groß, klein, schön, hässlich, breit, eng, dick, dünn, schnell langsam, usw., also Wörter, die Personen oder Sachen eine bestimmte Eigenschaft zuweisen. Auf Deutsch heißen die Adjektive deshalb auch Eigenschaftswörter.

Beispiel: Adjektiv dick
der dicke Mann / Der Mann ist dick.
=> Der Mann hat die Eigenschaft, dass er dick ist.
das dicke Buch / Das Buch ist dick.
=> Das Buch hat die Eigenschaft, dass es dick ist.

Der Gebrauch des Adjektivs

Wenn ihr meine beiden Beispiele genauer anschaut, dann seht ihr vielleicht schon einen Unterschied beim Gebrauch des Adjektivs dick. Wenn nicht, dann sage ich ihn euch ;):

Einmal steht das Adjektiv bei bzw. vor einem Substantiv (=Mann, Buch) und hat eine Endung (hier: -e) .

Beispiel 1: Gebrauch des Adjektivs (I)
der dicke Mann
das dicke Buch

Einmal steht das Adjektiv  bei bzw. hinter einem Verb (=sein) und hat keine Endung.

Beispiel 2: Gebrauch des Adjektivs (II)
Der Mann ist dick.
Das Buch ist dick.

Hier kommen wir zum ersten Problem beim Verstehen unserer Ausgangsfrage. Denn Adjektive kann man adjektivisch (als Adjektiv) und adverbial (als Adverb) benutzen. Das ist genau, was ich oben gemacht habe:

In Beispiel 1 habe ich das Adjektiv als Adjektiv (adjektivisch) gebraucht – genauer gesagt als Adjektivattribut, aber dazu kommen wir erst weiter unten. ;)

In Beispiel 2 habe ich das Adjektiv als Adverb verwendet (adverbial).

Zusammenfassung: Gebrauch des Adjektivs
adjektivisch (als Adjektiv): mit Endung, „gehört“ zum Nomen
der dicke Mann
das dicke Buch
adverbial (als Adverb): ohne Endung, „gehört“ zum Verb
Der Mann ist dick.
Das Buch ist dick.

Wenn ihr so wollt, dann sind Adjektive sowohl Adjektive als auch Adverbien – zumindest im Gebrauch.

Schaut euch noch diese Beispielaufgabe an und sagt mir, welche Adjektive hier wie gebraucht werden:

Beispielaufgabe: Wie werden die Adjektive gebraucht?
Der dicke Mann läuft schnell nach Hause zu seiner dicken Frau.

(O.k. Das Beispiel ist nicht genial. Vielleicht fällt mir gelegentlich mal noch was Besseres ein.) Aber habt ihr die Aufgabe gelöst? Richtig:

Beispielaufgabe: Lösung
Der dicke Mann läuft schnell zu seiner dicken Frau.
dicke = adjektivisch
schnell = adverbial
dicken = adjektivisch

Was ist ein Adverb?

Wie ihr gerade gesehen habt, sind Adjektive auch Adverbien – zumindest kann man sie als solche benutzen. Aber was ist dann ein Adverb?

Adverbien genau zu definieren, ist eine Aufgabe, die wirklich nicht leicht ist. Sogar unter Sprachwissenschaftlern gibt es dazu ganz verschiedene Meinungen. Und ihr könnt euch gern mal auf ein paar anderen Seiten im Netz die Erklärungsversuche anschauen. Dann versteht ihr vielleicht besser, was ich meine. ;)

Als Adverbien bezeichnet man typischerweise Wörter die eine temporale, lokale oder modale Angabe machen.

Die wichtigsten Adverbien lassen sich nämlich relativ einfach bestimmten Bedeutungsgruppen zuordnen, z. B. den sogenannten temporalen Adverbien oder den lokalen Adverbien. Ich hoffe ihr erinnert euch, dass temporal „Zeit“ und lokal „Ort“ bedeutet.

Das heißt temporale Adverbien sind Wörter, die eine Zeitangabe machen, z. B. heute, morgen, gestern, jetzt, manchmal, oft, usw.

Lokale Adverbien sind demnach Wörter, die eine Ortsangabe machen, z. B. oben, unten, vorne, hinten, usw.

Der Unterschied zwischen Adjektiven und Adverbien

Der wichtigste Unterschied zu den Adjektiven besteht darin, dass Adverbien in ihrer Form immer unveränderlich sind, d. h. ihr könnt keine Endung hinzufügen. Deshalb könnt ihr Adverbien auch nicht als Adjektiv(attribut)e verwenden, sondern nur als Adverbien (adverbial).

Merke:

  1. Adjektive können als Adjektiv (adjektivisch) oder als Adverb (adverbial) verwendet werden. Sie bekommen bei adjektivischem Gebrauch eine Endung.
  2. Adverbien können nur als Adverben (adverbial)  verwendet werden. Sie sind in ihrer Form unveränderlich.

Was ist ein Attribut?

Ein Attribut ist eine Ergänzung zu einem Substantiv (Nomen). Es gibt viele verschiedene Arten von Attributen. Zu Attributen siehe ausführlich hier: Attribute Einführung

Sowohl Adjektive als auch Adverbien können als Attribut gebraucht werden. Man spricht dann von einem adjektivischen (=Adjektivattribut) bzw. adverbialen Attribut.

Beispiel: adjektivisches Attribut
Ich habe das dicke Buch in einer Woche gelesen.

Beispiel: adverbiales Attribut
Der Film gestern hat mir nicht besonders gefallen.
Das Auto da drüben gehört meinem Vater.