„Was ist der Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ?“

Die Frage nach dem Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ wird von Deutschlernern recht häufig gestellt.

Dass es sich um unterschiedliche Formen eines Substantivs handelt, ist  dabei normalerweise klar.

Beispiel: (der) Mann => Dativ/Akkusativ
Dativ: dem Mann
Akkusativ: den Mann

Die Frage zielt vielmehr darauf, warum in einem bestimmten Satz der Dativ und in einem anderen Satz der Akkusativ steht.

Warum steht der Akkusativ bzw. der Dativ?

Im Prinzip ist es eigentlich ganz einfach: Die Wahl des Kasus, also von Akkusativ bzw. Dativ, ist  von anderen Wortarten abhängig.

Verben, Substantive, Adjektive und Präpositionen können einen Kasus „regieren“. Das heißt, diese Wortarten bestimmen, welchen Kasus sie als Ergänzung brauchen.

Auf der Seite Der Kasus – Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv habe ich ausführlicher erklärt, wozu jeder Kasus verwendet wird.

Ich greife hier aber noch mal jeweils zwei Beispiele heraus, um zu zeigen, was es bedeutet, dass der Kasus von anderen Wortarten abhängig ist. Dort steht:

Der Akkusativ wird z. B. verwendet

  • als zweite Verbergänzung: Ich besuche meine Mutter.
  • bei Verb mit fester Präposition: Ich warte auf den Bus.

Der Dativ wird z. B. verwendet als:

  • als zweite Verbergänzung: Ich helfe meiner Mutter.
  • bei Verb mit fester Präposition: Ich fürchte mich vor der Operation.

Wenn man sich das genauer ansieht, dann sieht man vielleicht auch schon, wo das Problem ist, denn sowohl Akkusativ als auch Dativ können zum gleichen Zweck verwendet werden.

Beispiel zweite Verbergänzung

Nehmen wir zum Beispiel die Verwendung als zweite Verbergänzung. Vergleicht einmal diese Sätze von oben:

Beispiel: zweite Verbergänzung
Akkusativ: Ich besuche meine Mutter.
Dativ: Ich helfe meiner Mutter.

Eigentlich haben die Sätze doch die gleiche Struktur, die man ungefähr so beschreiben könnte:

Ergänzung (Person) 1 – Verb – Ergänzung (Person) 2

Trotzdem steht im ersten Satz der Akkusativ, im zweiten aber der Dativ. Eine logische Erklärung gibt es dafür nicht.

Es ist tatsächlich so, dass die Wahl des Kasus in unseren beiden Beispielen vom Verb abhängig ist. Das heißt, ihr müsst Folgendes lernen:

Beispiel: Kasus für zweite Verbergänzung
besuchen + Akkusativ
helfen + Dativ

Beispiel Verben mit Präposition

Dasselbe Problem könnt ihr bei den Verben mit Präposition beobachten.

Beispiel: Verb mit fester (Wechsel)Präposition
Akkusativ: Ich warte auf den Bus.
Dativ: Ich fürchte mich vor der Operation.

Auch diese Sätze haben die gleiche Struktur: Ergänzung (Person) 1 – Verb + feste (Wechsel)Präposition – Ergänzung (Sache) 2

Hier haben wir zwei Wechselpräposition (auf, vor), aber nach auf steht der Akkusativ, nach vor der Dativ.

In diesem Fall ist die Wahl des Kasus von der Kombination Verb + Präposition abhängig. Das heißt ihr müsst lernen:

Beispiel: Kasus für Verb + Wechselpräposition
warten auf + Akkusativ
fürchten vor + Dativ

Ihr ahnt es schon, eine logische Begründung gibt es auch dafür nicht.

Zusammenfassung

Ich könnte jetzt noch weitere Beispiele anfügen, aber ich wiederhole einfach noch mal den wichtigsten Satz von oben: Die Wahl des Kasus, also von Akkusativ bzw. Dativ, ist  von anderen Wortarten (Verben, Substantiven, Adjektiven, Präpositionen) abhängig.

Eine Übersicht zum Gebrauch von Akkusativ bzw. Dativ findet ihr wie gesagt hier:

Der Kasus – Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv

Schwache/starke vs. regelmäßige/unregelmäßige Verben

In deutschen Grammatiken werden Verben meist entweder als regelmäßige bzw. unregelmäßige  oder als schwache bzw. starke Verben bezeichnet.

Manche Deutschlerner fragen sich deshalb, ob die Bezeichungen die gleiche Bedeutung haben, also schwach = regelmäßig bzw. stark = unregelmäßig.

Die schnelle Antwort auf diese Frage lautet: Jein. :) Lest hier warum:

Schwache vs. starke Verben

Die Begriffe schwache bzw. starke Verben stammen aus der germanistischen Sprachwissenschaft. Sie beziehen sich auf die Veränderbarkeit des Stammvokals in den Stammformen der Verben.

Schwache Verben sind demnach Verben, die den Stammvokal bei der Bildung der Stammformen (und deshalb auch bei allen anderen Verbformen) nicht verändern.

Beispiel: Stammformen von machen
Infinitiv: machen
Präteritum: machte
Partizip II: gemacht
(Der Stammvokal a ändert sich nicht. => schwaches Verb)

Starke Verben sind Verben, die den Stammvokal ändern (können).

Beispiel: Stammformen von helfen
Infinitiv: helfen
Präteritum: half
Partizip II: geholfen
(Der Stammvokal ändert sich: e – a – o. => starkes Verb)

(Die Stammveränderung der starken Verben bezeichnet man sprachwissenschaftlich übrigens als Ablaut.)

Sind starke Verben regelmäßig oder unregelmäßig?

Schwache Verben gehören auf jeden Fall zu den regelmäßigen Verben. In der Sprachwissenschaft teilweise umstritten ist aber, ob manche starken Verben zu den regelmäßigen oder zu den unregelmäßigen Verben gehören.

Das liegt daran, dass man bei manchen starken Verben zwar eine Veränderung des Stammvokals hat, diese Veränderung aber durchaus Regelmäßigkeiten erkennen lässt.

Zum Beispiel ändern starke Verben mit dem Doppelvokal -ei- im Stamm den Stammvokal nach folgendem Muster: ei – ie – ie.

Beispiel: Stammformen ei – ie – ie bei unregelmäßigen Verben
bleiben – blieb – geblieben
schreiben – schrieb – geschrieben
steigen – stieg – gestiegen
usw.

Diese systematische (regelmäßige!) Veränderung des Stammvokals bei starken Verben bezeichnet man als Ablautreihe. Und davon gibt es bei den unregelmäßigen Verben einige. Siehe z. B. hier: Unregelmäßige Verben – Ablautreihen

Und auf Grund dieser Ablautreihen betrachten manche Sprachwissenschaftler Verben, die zu einer Ablautreihe gehören als regelmäßige Verben.

Nach dieser Interpretation sind nur ganz unregelmäßige Verb wie z. B. das Verb sein „echte“ unregelmäßige Verben.

Beispiel: Stammformen von sein
Infinitiv: sein
Präteritum: war
Partizip II: gewesen
(Keine Regelmäßigkeit erkennbar, weil kein anderes Verb die Stammformen nach dem gleichen Muster ändert.)

Im Unterricht Deutsch als Fremdsprache

Im Unterricht für Deutsch als Fremdsprache werden die Begriffe schwach/stark vs. regelmäßig/unregelmäßig aber häufig tatsächlich synonym (gleichbedeutend) verwendet, indem man alle starken Verben zu den unregelmäßigen Verben zählt.

Noch gebräuchlicher ist aber die Unterscheidung von drei Verbgruppen, nämlich regelmäßigen, unregelmäßigen und gemischten Verben.

Ein dritte Gruppe von Verben braucht man, um die Regelmäßigkeit der Präteritumendung und der Partizip-II-Bildung bei einigen starken Verben zu erklären.

Denn gemischte Verben ändern den Stammvokal, haben aber die regelmäßige Endung im Präteritum (-te) und das Partizip II wird ebenfalls regelmäßig gebildet (ge .. -t)

Beispiel:
regelmäßig: machen – machte – gemacht
unregelmäßig: helfen – half – geholfen
gemischt: bringen – brachtegebrach

Zur Konjugation von regelmäßigen, unregelmäßigen und gemischten Verben siehe:

Die Konjugation: Präteritum – Übersicht – Deutsche Grammatik 2.0
Die Konjugation: Perfekt (Übersicht) – Deutsche Grammatik 2.0

Leserfrage: Zeitformen von Passiversatzformen

Ein Leser oder eine Leserin hat mich gefragt, ob bzw. wie man die Vergangenheit der Passiversatzformen bildet.

Zur Erinnerung: Das Passiv mit Modalverb kann man durch alternative Konstruktionen mit sein zu + Infinitiv, sich lassen oder durch ein Adjektiv mit der Endung –bar ersetzen.

Die Passiversatzformen für können werden z. B. häufig benutzt. In folgenden Beispiel im Präsens.

Beispiel: Ersatzformen für das Passiv mit Modalverb können im Präsens
Passiv mit Modalverb: Die Krankheit kann geheilt werden.
sein zu + Infinitiv: Die Krankheit ist zu heilen.
sich lassen: Die Krankheit lässt sich heilen.
sein + Adjektiv mit Endung -bar: Die Krankheit ist heilbar.

Wie man sieht, bestehe auch die Passiversatzformen aus Verben (plus einer speziellen Konstruktion). Und die Verben dieser Ersatzformen könnt ihr (natürlich) in alle Zeitformen setzen. Diese lauten für unser Beispiel dann so:

Zeitformen der Passiversatzformen

Beispiel: Zeitformen von sein zu + Infinitiv
Präsens: Die Krankheit ist zu heilen.
Präteritum: Die Krankheit war zu heilen.
Perfekt: Die Krankheit ist zu heilen gewesen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit war zu heilen gewesen.
Futur I: Die Krankheit wird zu heilen sein.
Futur II: Die Krankheit wird zu heilen gewesen sein.

Beispiel: Zeitformen von sich lassen
Präsens: Die Krankheit lässt sich heilen.
Präteritum: Die Krankheit ließ sich heilen.
Perfekt: Die Krankheit hat sich heilen lassen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit hatte sich heilen lassen.
Futur I: Die Krankheit wird sich heilen lassen.
Futur II: Die Krankheit wird sich haben heilen lassen.

Beispiel: Zeitformen von sein + Adjektiv mit Endung -bar
Präsens: Die Krankheit ist heilbar.
Präteritum: Die Krankheit war heilbar.
Perfekt: Die Krankheit ist heilbar gewesen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit war heilbar gewesen.
Futur I: Die Krankheit wird heilbar sein.
Futur II: Die Krankheit wird heilbar gewesen sein.