Leserfrage: Zeitformen von Passiversatzformen

Ein Leser oder eine Leserin hat mich gefragt, ob bzw. wie man die Vergangenheit der Passiversatzformen bildet.

Zur Erinnerung: Das Passiv mit Modalverb kann man durch alternative Konstruktionen mit sein zu + Infinitiv, sich lassen oder durch ein Adjektiv mit der Endung –bar ersetzen.

Die Passiversatzformen für können werden z. B. häufig benutzt. In folgenden Beispiel im Präsens.

Beispiel: Ersatzformen für das Passiv mit Modalverb können im Präsens
Passiv mit Modalverb: Die Krankheit kann geheilt werden.
sein zu + Infinitiv: Die Krankheit ist zu heilen.
sich lassen: Die Krankheit lässt sich heilen.
sein + Adjektiv mit Endung -bar: Die Krankheit ist heilbar.

Wie man sieht, bestehe auch die Passiversatzformen aus Verben (plus einer speziellen Konstruktion). Und die Verben dieser Ersatzformen könnt ihr (natürlich) in alle Zeitformen setzen. Diese lauten für unser Beispiel dann so:

Zeitformen der Passiversatzformen

Beispiel: Zeitformen von sein zu + Infinitiv
Präsens: Die Krankheit ist zu heilen.
Präteritum: Die Krankheit war zu heilen.
Perfekt: Die Krankheit ist zu heilen gewesen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit war zu heilen gewesen.
Futur I: Die Krankheit wird zu heilen sein.
Futur II: Die Krankheit wird zu heilen gewesen sein.

Beispiel: Zeitformen von sich lassen
Präsens: Die Krankheit lässt sich heilen.
Präteritum: Die Krankheit ließ sich heilen.
Perfekt: Die Krankheit hat sich heilen lassen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit hatte sich heilen lassen.
Futur I: Die Krankheit wird sich heilen lassen.
Futur II: Die Krankheit wird sich haben heilen lassen.

Beispiel: Zeitformen von sein + Adjektiv mit Endung -bar
Präsens: Die Krankheit ist heilbar.
Präteritum: Die Krankheit war heilbar.
Perfekt: Die Krankheit ist heilbar gewesen.
Plusquamperfekt: Die Krankheit war heilbar gewesen.
Futur I: Die Krankheit wird heilbar sein.
Futur II: Die Krankheit wird heilbar gewesen sein.

Leserfrage: „Was ist der Unterschied zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II?“

Konjunktiv I und Konjunktiv II – wenn man die Bezeichnungen dieser beiden Grammatikformen hört, dann klingt das zuerst einmal nicht nach einem großen Unterschied.

Und tatsächlich sind die beiden Konjunktive in ihrer Bedeutung verwandt, denn sie beschreiben ein gewisses Maß an Unwirklichkeit (Nichtrealität).

Im Gebrauch unterscheiden sich die beiden Konjunktive aber doch deutlich.

Konjunktiv II = Irrealität (Nichtwirklichkeit)

Der Konjunktiv II wird verwendet, um verschiedene Arten von Nichtrealität (Unwirklichkeit, Irrealität) auszudrücken (z. B. Wünsche, irreale Bedingungen, irreale Vergleiche, etc.).

Der Konjunktiv II wird auch als Irrealis bezeichnet (von Lateinisch: irreal = nicht real, nicht wirklich) und kann deshalb auch als Gegenstück zum Indikativ (lateinisch: Realis) angesehen werden, der Vorgänge beschreibt, die wirklich passieren bzw. passiert sind.

Beispiele: Gebrauch des Konjunktivs II
Realität (Indikativ) – Nichtrealität (Konjunktiv II)
Ich habe kein Geld – Ich hätte gern mehr Geld. (Wunsch)
Ich kaufe kein Auto – Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich mir ein neues Auto kaufen. (irreale Bedingung)
Du warst n i c h t im Urlaub – Du siehst aus, als ob du im Urlaub gewesen wär(e)st. (irrealer Vergleich)

Zum Gebrauch des Konjunktivs II siehe ausführlicher im Kapitel: Der Gebrauch des Konjunktivs II

Konjunktiv I = Indirekte Rede

Der Konjunktiv I wird im heutigen Deutsch fast ausschließlich dazu verwendet, als Stilmittel eine sogenannte indirekte Rede zu markieren.

Indirekte Rede bedeutet, dass die Aussage einer Person von einer anderen Person wiedergegeben wird.

Beispiel: direkte Rede vs. indirekte Rede
Peter: „Ich bin fertig.“ (direkte Rede)
Peter sagt, er sei fertig. (indirekte Rede)

Der Konjunktiv I wird hauptsächlich von professionellen Schreibern (Journalisten, Schriftsteller) in der geschriebenen Sprache – und auch dort längst nicht immer konsequent – verwendet.

Zum Gebrauch des Konjunktivs I siehe ausführlicher im Kapitel: Die indirekte Rede – Einführung

Für Deutschlerner

Die gute Nachricht für (die meisten) Deutschlerner: Da der Konjunktiv I im Wesentlichen ein Stilmittel für fortgeschrittene Muttersprachler ist, reicht es, wenn ihr zuerst einmal den Konjunktiv II beherrscht.

Den Konjunktiv I könnt ihr dann immer noch lernen, wenn ihr das Gefühl habt, dass euch in eurem Leben etwas Wichtiges fehlt. ;)

Diese gute Nachricht gilt allerdings nicht für alle diejenigen unter euch, die die sogenannte DSH-Prüfung für den Hochschulzugang in Deutschland schreiben möchten/müssen, denn in dieser Deutschpüfung kommt die Umformung von direkter Rede in die indirekte Rede noch häufig als Teil der Grammatikprüfung vor.

Wie kann ich die Deutsche Grammatik 2.0 korrekt zitieren?

Ich werde immer mal wieder gefragt, wie man die Deutsche Grammatik 2.0 (in wissenschaftlichen Arbeiten für die Uni o.ä.) zitieren kann bzw. wann diese oder jene Seite meiner Grammatik veröffentlicht wurde. Dabei solltet ihr aber zwei Dinge beachten:

1. Die Deutsche Grammatik 2.0 ist k e i n e wissenschaftliche Quelle. (!) Ich bin Deutschlehrer, der diese Seiten für Deutschlerner macht, und kein Wissenschaftler, der sich mit den grammatischen Feinheiten der deutschen Sprache in wissenschaftlicher Form beschäftigt.

2. Wenn ihr aus welchen Grund auch immer die Deutsche Grammatik 2.0 trotzdem zitieren möchtet, dann empfehle ich euch die folgende Seite aufmerksam durchzulesen, denn dort könnt ihr erfahren, wie man (wissenschaftliche) Quellen aus dem Internet korrekt zitiert: Richtiges Zitieren von Internetquellen

Wenn ihr das getan habt, dann braucht ihr meine Hilfe (hoffentlich) nicht mehr. .. ;)

Alle Hilfethemen: Hilfe – Deutsche Grammatik 2.0