Der, die oder das? – Substantive mit zwei Artikeln

Jedes Substantiv (Nomen) hat im Deutschen einen Artikel. Leider gibt es aber nicht nur einen Artikel sondern gleich drei zur Auswahl.

Für die Wahl des Artikels gibt es keine Regel und als ob das nicht genug wäre, gibt es manchmal auch noch Wörter mit zwei Artikeln.

Dafür dass ein Wort zwei Artikel hat, kann es verschiedene Gründe geben.

Homonyme

Zum einen kann es sich bei dem Nomen, um ein so genanntes Homonym handeln, also ein Wort, das zwei verschiedene Bedeutungen hat.

Homonyme mit identischem Artikel

Die meisten Homonyme haben zwar denselben Artikel, so wie z. B. „die Bank“, was einerseits ein „Sitzmöbel“, andererseits ein „Geldinstitut“ bedeutet.

Beispiel: Homonym – identischer Artikel
Bedeutung 1 = Sitzmöbel -> die Bank
Bedeutung 2 = Geldinstitut -> die Bank

Homonyme mit verschiedenem Artikel

Aber es gibt auch Homonyme, die zwei verschiedene Artikel haben wie z. B. Steuer“, was einerseits „Geld für den Staat“ (= d i e Steuer), andererseits „Lenkrad“ (d a s Steuer) bedeutet.

Beispiel: Homonym – verschiedener Artikel
Bedeutung 1 = Geld für den Staat -> die Steuer
Bedeutung 2 = Lenkrad -> das Steuer

Über Homonyme habe ich in dem Artikel „Polysemie und Homonymie“ mehr geschrieben.

Schwankender Artikelgebrauch

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum Substantive zwei Artikel haben, und zwar dass sich viele Sprecher des Deutschen selbst nicht einig sind, wie der Artikel eines Wortes richtig heißt.

Das kommt besonders häufig bei sogenannten Lehnwörtern vor, also Wörtern, die man aus anderen Sprachen ins Deutsche „importiert“ hat.

Wenn ihr z. B. jemand fragt, wie der Artikel von „Joghurt“ ist, dann werdet ihr – wenn ihr genug Leute fragt – ziemlich sicher verschiedene Antworten erhalten. Manche sagen „der Joghurt“, andere „das Joghurt“.

Beispiel: schwankender Artikelgebrauch
der / das Joghurt

Mehr von diesen Wörtern, bei denen der Gebrauch des Artikels schwankt, habe ich hier gesammelt:

Nomen mit zwei Artikeln – schwankender Artikelgebrauch

Mit demselben Problem befasst sich auch Folge 89 des Duden-Podcast:

„Der, die oder das?“ – Duden Podcast

Leserfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen Relativsätzen und weiterführenden Relativsätzen?

Die Frage, ob es einen Unterschied zwischen weiterführenden Relativsätzen und „normalen“ Relativsätzen gibt, wurde mir von einer Leserin per Email gestellt.

Zunächst einmal sind natürlich alles Relativsätze, das sagt ja schon der Name. Auf der anderen Seite muss es zumindest einen kleinen Unterschied geben, sonst würde man weiterführenden Relativsätzen ja keinen speziellen Namen geben.

Relativsätze

Der Unterschied besteht darin, dass sich „normale“ Relativsätze auf ein Nomen (Substantiv), das sogenannte Bezugsnomen beziehen. Normale Relativsätze sind also ein Attribut zum Bezugsnomen.

Beispiel: Relativsatz – Bezugswort
Das ist der Mann, der neben mir wohnt.

Weiterführende Relativsätze

Weiterführende Relativsätze beziehen sich auf einen vorhergehenden ganzen Satz, nicht auf ein einzelnes Bezugsnomen.

Deshalb sind weiterführende Relativsätze keine Attributsätze. Deswegen habe ich sie in meiner Grammatik auch als „nicht-attributive“ Relativsätze bezeichnet. Und das ist der Unterschied zu den normalen Relativsätzen.

Beispiel: weiterführender Relativsatz – Bezugssatz
Meine Großmutter hat einen armen Mann geheiratet, was ihr Vater nie verstanden hat.

Mehr zu nicht-attributiven (weiterführenden) Relativsätzen:

nicht-attributive Relativsätze

Zur Hauptseite des Kapitels Relativsätze:

Der Relativsatz

Welche Fragen meiner Leser ich sonst noch beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren:

Leserfragen – Deutsche Grammatik 2.0

Grammatik aktuell – der meistgesuchte/meistgesuchteste Terrorist

Immer wieder äußern Deutschlerner den Wunsch „ganz perfekt“ Deutsch zu lernen. Sicher ein interessantes Ziel, aber wenn ihr das vorhabt, dann solltet ihr bedenken, dass auch viele Muttersprachler ihre Sprache alles andere als perfekt beherrschen. Ich möchte mich da gar nicht ausschließen. ;-)

Ein schönes Beispiel für die eher unperfekte Beherrschung ihrer Muttersprache lieferten viele deutsche Journalisten im Zusammenhang mit der Tötung Osama bin Ladens, als auf vielen Nachrichtenkanälen von der „Tötung des meistgesuchtesten Terroristen der Welt“ die Rede war.

In dieser Phrase, die häufig zitiert wurde, steckt ein typischer, kleiner Fehler vieler deutscher Muttersprachler. Ich weiß nicht, ob ihr ihn sehen könnt. Wenn nicht, dann solltet ihr mal hier in der Deutschen Grammatik 2.0 nachlesen:

Verschmelzung des adverbialen Superlativs mit dem Adjektiv

Der Fehler kommt meistens beim Sprechen vor, aber man kann ihn auch in Texten durchaus seriöser Medien finden.