Merkhilfe für regelmäßige Artikel

In der Einführung zu den Artikeln (->Das Genus (der Artikel) habe ich schon darauf hingewiesen, dass es bei deutschen Substantiven einige Endungen gibt, die immer einen bestimmten Artikel, also einen regelmäßigen Artikel, erfordern.

Zu diesen Endungen bzw. regelmäßigen Artikeln gibt es eine Merkhilfe, die euch vielleicht weiterhelfen kann. Diese Merkhilfe besteht aus drei künstlichen Wörtern, die sich aus den entsprechenden Endungen zusammensetzen. Sie lautet:

Der Iglingorismus (also die Endungen: ig-ling-or-ismus)
Die Heitungkeiteischaftion (also die Endungen: heit-ung-keit-ei-schaft-ion)
Das Tumchenmamentum (also die Endungen: tum-chen-ma-ment-um)

Was das bedeutet, erklärt sich von selbst – oder? Aber zur Sicherheit ..

Wörter mit den Endungen -ig, -ling, -or, -ismus sind maskulin.
Wörter mit den Endungen -heit, -ung, -keit, -ei, -schaft, -ion sind feminin.
Wörter mit den Endungen -tum, -chen, -ma, -ment, -um sind neutral.

Ihr könnt euch das z. B. auch als Satz merken:

Herr Iglingorismus und Frau Heitungkeiteischaftion besuchen das Tumchenmamentum.

Klingt ein bisschen komisch. Der Satz stammt nicht von mit. ;) Aber vielleicht hilft er euch ja.

Hier noch mal ein paar Beispiele zu den jeweiligen Endungen:

Beispiele: regelmäßige maskuline Endungen
-ig: der Käfig, der König, der Honig, ..
-ling: der Frühling, der Lehrling, der Jüngling, ..
-or: der Motor, der Diktator, der Monitor, der Traktor, Professor, der Tresor..
-(i)smus: der Rassismus, der Hinduismus, der Alkoholismus, der Atheismus. ..

Beispiele: regelmäßige feminine Endungen
-heit: die Krankheit, die Wahrheit, die Kindheit, ..
-ung: die Erinnerung, die Planung, die Verabredung, ..
-keit: die Einigkeit, die Freundlichkeit, die Gefährlichkeit, die Möglichkeit..
-ei: die Bücherei, die Tischlerei, die Streiterei, ..
-schaft: die Freundschaft, die Feindschaft, die Gesellschaft..
-ion: die Integration, die Information, die Institution, die Aktion, die Position, ..

Beispiele: regelmäßige neutrale Endungen
-tum: das Wachstum, das Brauchtum, das Eigentum, ..
-chen (Diminutiv): das Sträßchen, das Liedchen, das Tellerchen, ..
-ma: das Drama, das Dilemma, das Panorama, ..
-ment: das Instrument, das Argument, das Regiment, ..
-um: das Publikum, das Maximum, das Minimum, ..

Weitere Beispiele siehe auch: Das Genus (der Artikel)

Natürlich löst diese Merkhilfe leider nicht das Problem, dass die meisten deutschen Wörter keine von diesen Endungen haben ;-) – aber besser als gar nichts ..

Und noch etwas trübt leider die Freude, denn auch bei Wörtern mit diesen Endungen kann es gelegentlich (wenige) Ausnahmen geben.

Beispiel: nicht neutral mit Endung -tum
der (!) Reichtum
der (!) Irrtum

Beispiel: nicht maskulin mit Endung -or
das (!) Labor

Beachte auch, dass es sich bei den Endungen, die nicht aus dem Deutschen stammen, wie z. B. -ma (s. o. Drama, etc.), auch tatsächlich um eine fremdsprachige Endung, nicht eine deutsche Silbe handeln muss. Vergleiche:

Beispiel: Endung -ma vs. Silbe -ma
fremdsprachige Endung: das Thema, ..
aber (!) deutsche Silbe: die Mama, die Oma

Was ist der Unterschied zwischen Partizip I (Präsens) und Partizip II (Perfekt)?

Was ist ein Partizip?

Ein Partizip ist eine Form des Verbs, die im Gegensatz zu anderen Verbformen z.B. Zeitformen (Tempusformen) nicht konjugiert wird. Partizipien werden adjektivisch oder adverbial verwendet. Da sie aus einem Verb gebildet, aber als Adjektiv/Adverb verwendet werden, stehen sie sozusagen zwischen Verben und Adjektiven/Adverbien und werden deshalb in der deutschen Grammatikterminologie als Mittelwörter bezeichnet.

Wie viele Partizipien gibt es?

Die Partizipien werden häufig mit den Nummern 1 bzw. 2 bezeichnet, deshalb fragen sich manche Lerner, ob es auch ein Partizip 3 oder 4 gibt. Das ist aber nicht der Fall, im Deutschen gibt es nur zwei Partizipien.

Bezeichnung/Schreibung

Das Partizip I wird auch als Partizip Präsens bzw. (ausführlich) als Partizip I Präsens bezeichnet, das Partizip II als Partizip Perfekt bzw. Partizip II Perfekt.

Die Schreibung der Partizipien ist sowohl mit römischen als auch mit arabischen Zahlen möglich: Partizip I bzw. Partizip 1 und Partizip II bzw. Partizip 2.

Partizip I und Partizip II

Das Partizip I erkennt man leicht an der Endung -d, die an den Infinitiv des Verbs angehängt wird.

Beispiel: Partizip I
Infinitiv – Partizip I
singen – singend
lesen – lesend
usw.

Das Partizip II hat verschiedene Formen für regelmäßige bzw. unregelmäßige Verben.

Das Partizip II regelmäßiger Verben Verben erkennt man an der Endung -t, die an den Verbstamm angehängt wird, und bei Stammverben und trennbaren Verben am Präfix ge-.

Beispiel: Partizip II – regelmäßige Verben
Infinitiv – Verbstamm – Partizip II
machen – mach – gemacht
fragen – frag – gefragt
aufmachen – mach – aufgemacht
usw.

Das Partizip II unregelmäßiger Verben Verben erkennt man an der Endung -en und bei Stammverben und nicht trennbaren Verben am Präfix ge-.

Beispiel: Partizip II – unregelmäßige Verben
Infinitiv – Partizip II
schreiben – geschrieben
gehen – gegangen
usw.

Zu den Partizipien I und II siehe ausführlich z. B. hier:

Das Partizip I – Formbildung und Bedeutung
Das Partizip I – Gebrauch

Die Formbildung des Partizips II
Der Gebrauch des Partizips II
Die Bedeutung des Partizips II
Verben mit zwei Partizip-II-Formen

Viel oder viele – Deklination vor Substantiven

Für die Deklination des Indefinitpronomens viel bzw. viele vor Substantiven gilt Ähnliches wie für wenig bzw. wenige, was ich in diesem Beitrag ausführlich beschrieben habe: Wenig oder wenige – Deklination vor Substantiven

Da aber in den Beispielen aus diesem Beitrag wenig bzw. wenige und viel bzw. viele nicht unbedingt immer problemlos ausgetauscht werden können und sich diese meines Erachtens zumindest etwas unterscheiden, hier noch Beispiele für viel bzw. viele.

Ich beziehe mich auch hier auf die folgenden Aussagen im Duden: „Das Indefinitpronomen viel bleibt vor Substantiven ohne beigefügtes Adjektiv im Singular meist, im Plural recht häufig ungebeugt (im Genitiv Plural muss immer die gebeugte Form stehen)“ [Duden – Richtiges und gutes Deutsch, 3. Aufl. Mannheim 1985]

Kurz zusammengefasst könnte man auch sagen, dass es laut Duden in der Frage der Deklination von viel bzw. viele keine eindeutige Regel gibt, aber doch Tendenzen zu erkennen sind, die ich im Folgenden (noch mal) zusammenfasse.

Viel vor Substantiven ohne Adjektiv

1. viel vor Substantiven ohne Adjektiv im Singular => „meist“ ohne Adjektivendung

Beispiele: viel vor Substantiven ohne Adjektiv im Singular
Ich glaube, er hat sehr viel Geld.
Morgen habe ich viel Zeit.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Beispiele mit Adjektivendung habe ich ehrlich gesagt nicht gefunden.

2. viel vor Substantiven ohne Adjektiv im Plural => „recht häufig“ ohne Adjektivendung (?)

Diese oben zitierte Aussage wird inzwischen vom Duden (online) vorsichtiger formuliert: „Die Indefinitpronomen viel und wenig bleiben vor Substantiven ohne adjektivisches Attribut häufig ungebeugt, vor allem im Singular.“ (Duden | Deklination von „viel“ und „wenig“)

Nach meinem Sprachgefühl gilt besonders für viel(e) im Plural aber eher, dass recht häufig (oder fast immer?) doch die Adjektivendung verwendet wird, was mutmaßlich mit der Bedeutung von „viele (!)“ (=Plural) zusammenhängt. Bei wenig(e) scheint mir der Gebrauch von Singular oder Plural eher möglich. (Siehe: Wenig oder wenige – Deklination vor Substantiven)

Beispiele: viele = mit Adjektivendung
Viele Studenten haben die Prüfung nicht bestanden.
Sie hat viele Jahre im Ausland gelebt.
Wurst hat viele Kalorien.
Mein Auto machte viele Probleme.
Absolventen von MINT-Fächern haben viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
In der Stadt gibt es viele Möglichkeiten zum Ausgehen.

3. viel vor Substantiven ohne Adjektiv im Genitiv Plural => „immer“ mit Adjektivendung

Der Genitiv Plural kommt zum Beispiel häufig bei Präpositionen mit Genitiv vor.

Beispiele: trotz -> Präposition + Genitiv
Trotz vieler Schwierigkeiten konnte sie ihr Studium beenden.

Beispiele: dank -> Präposition + Genitiv
Dank vieler Helfer war das Fest ein voller Erfolg.

Viel vor Substantiven mit Adjektiv

Dazu habe ich im Duden leider nichts gefunden.

Hier muss man aber unterscheiden, ob es sich bei viel– um ein Adjektiv zum Substantiv handelt oder um ein Adverb zum Adjektiv.

1. viel als Adjektiv => mit (Adjektiv)endung

Beispiele:
In diesem Stadtteil wohnen viele reiche Menschen.
Manche behaupten, dass viele reiche Menschen unglücklich sind.

2. viel als Adverb => ohne Endung

Beispiel:
Für Kinder ist es schwer viel befahrene Straßen zu überqueren.

3. Adjektiv oder Adverb?

Wenn nicht klar ist, ob es sich bei viel um ein Adjektiv oder ein Adverb handelt, hilft die Umformung in einen Relativsatz, um zu erkennen, was man sagen möchte.

Beispiel: Adjektiv -> Relativsatz
In diesem Stadtteil wohnen viele reiche Menschen.
-> In diesem Stadtteil wohnen viele Menschen, die reich sind.

Beispiel: Adverb -> Relativsatz
Für Kinder ist es schwer viel befahrene Straßen zu überqueren.
-> Für Kinder ist es schwer Straßen zu überqueren, die viel befahren sind.

Viel + Artikelwort vor Substantiv

Wenn vor viel(e) ein Artikelwort steht wird viel(e) immer dekliniert.

Beispiele: viel + Artikelwort
Der Lotto-Millionär hat das viele Geld in kurzer Zeit ausgegeben.
Er hat mit dem vielen Geld in Saus und Braus gelebt.
Trotz des vielen Geldes war er bald pleite.