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Leserfrage: Gibt es einen Unterschied zwischen Relativsätzen und weiterführenden Relativsätzen?

Die Frage, ob es einen Unterschied zwischen weiterführenden Relativsätzen und „normalen“ Relativsätzen gibt, wurde mir von einer Leserin per Email gestellt.

Zunächst einmal sind natürlich alles Relativsätze, das sagt ja schon der Name. Auf der anderen Seite muss es zumindest einen kleinen Unterschied geben, sonst würde man weiterführenden Relativsätzen ja keinen speziellen Namen geben.

Relativsätze

Der Unterschied besteht darin, dass sich „normale“ Relativsätze auf ein Nomen (Substantiv), das sogenannte Bezugsnomen beziehen. Normale Relativsätze sind also ein Attribut zum Bezugsnomen.

Beispiel: Relativsatz – Bezugswort
Das ist der Mann, der neben mir wohnt.

Weiterführende Relativsätze

Weiterführende Relativsätze beziehen sich auf einen vorhergehenden ganzen Satz, nicht auf ein einzelnes Bezugsnomen.

Deshalb sind weiterführende Relativsätze keine Attributsätze. Deswegen habe ich sie in meiner Grammatik auch als „nicht-attributive“ Relativsätze bezeichnet. Und das ist der Unterschied zu den normalen Relativsätzen.

Beispiel: weiterführender Relativsatz – Bezugssatz
Meine Großmutter hat einen armen Mann geheiratet, was ihr Vater nie verstanden hat.

Mehr zu nicht-attributiven (weiterführenden) Relativsätzen:

nicht-attributive Relativsätze

Zur Hauptseite des Kapitels Relativsätze:

Der Relativsatz

Welche Fragen meiner Leser ich sonst noch beantwortet habe, könnt ihr hier erfahren:

Leserfragen – Deutsche Grammatik 2.0

Grammatik aktuell – der meistgesuchte/meistgesuchteste Terrorist

Immer wieder äußern Deutschlerner den Wunsch „ganz perfekt“ Deutsch zu lernen. Sicher ein interessantes Ziel, aber wenn ihr das vorhabt, dann solltet ihr bedenken, dass auch viele Muttersprachler ihre Sprache alles andere als perfekt beherrschen. Ich möchte mich da gar nicht ausschließen. ;-)

Ein schönes Beispiel für die eher unperfekte Beherrschung ihrer Muttersprache lieferten viele deutsche Journalisten im Zusammenhang mit der Tötung Osama bin Ladens, als auf vielen Nachrichtenkanälen von der „Tötung des meistgesuchtesten Terroristen der Welt“ die Rede war.

In dieser Phrase, die häufig zitiert wurde, steckt ein typischer, kleiner Fehler vieler deutscher Muttersprachler. Ich weiß nicht, ob ihr ihn sehen könnt. Wenn nicht, dann solltet ihr mal hier in der Deutschen Grammatik 2.0 nachlesen:

Verschmelzung des adverbialen Superlativs mit dem Adjektiv

Der Fehler kommt meistens beim Sprechen vor, aber man kann ihn auch in Texten durchaus seriöser Medien finden.

Ein Wort – zwei Bedeutungen, zwei Artikel, zwei Pluralformen

Ein Wort, das zwei Bedeutungen hat, bezeichnet man als Polysem, Homonym, o.ä. Ein Beispiel ist das Wort Maus, das einerseits ein kleines Tier bezeichnet, andererseits ein Eingabegerät für den Computer. Umgangssprachlich werden solche Wörter auch als „Teekesselchen“ bezeichnet, weil es zu Polysemen bzw. Homonymen ein Sprachspiel mit diesem Namen gibt. In der deutschen Sprache gibt es recht viele solche „Teekesselchen“.

Das Wort die Maus ist grammatisch unproblematisch, denn der Artikel ist die und der Plural ist die Mäuse, egal ob ich von einem Tier oder vom Computer spreche. Leider haben aber einige „Teekesselchen“ verschiedene Artikel und/oder verschiedene Pluralformen.

Das Wort Bank bedeutet einerseits ein Geldinstitut, andererseits eine Sitzgelegenheit. Der Artikel ist immer die, aber der Plural lautet die Banken für Geldinstitute und die Bänke für Sitzgelegenheiten.

Das Wort Leiter bedeutet einerseits eine Steighilfe, andererseits einen Chef. Der Artikel und der Plural lauten für die Steighilfe die Leiter – die Leitern, für den Chef der Leiter – die Leiter. Hier sind also sowohl der Artikel als auch der Plural verschieden.

Weitere Beispiele findet ihr hier:

Deutsche Grammatik 2.0 – Polysemie und Homonymie